Mir geht schon öfters die Frage durch den Kopf. Warum die Menschen Berührungsängste haben was Menschen mit Behinderung angeht. Sehe das an mir, Sitze seit 35 Jahren im Rollstuhl. Wenn ich z.B. eine Frau kennenlerne gibt es immer noch das Vorteil das man mit uns kein Sex oder Kinder haben kann was aber Quatsch ist. Es ist immer noch in vielen Köpfen im Rollstuhl heißt gleich geistig behindert. Wie seht ihr das habe ihr schon Erfahrung mit behinderten Menschen gemacht und wenn ja welche!? Würdet ihr mit einem Rolli - Fahrer/ Fahrerin eine Partnerschaft eingehen? LG Dalmi Tags: Vorurteile, Menschen mit Behinderung, Menschen mit Migrationshintergrund, dicke Menschen, ältere Menschen, Menschen mit Down-Syndrom, Vorurteile Zitate
Ich denke, ein großer Faktor dabei ist einfach mangelnde Repräsentation - wir lernen doch alle (bis zu einem gewissen Grad) von unserer Umwelt, wie Beziehungen aussehen und was für Leute daran beteiligt sind, und Rollstuhlfahrer_innen kommen einfach praktisch nicht in solchen Rollen vor. Da muss erst mal der Schalter im Kopf auf "diese Person kommt für eine Beziehung in Frage" kippen, anstatt von vornherein dort zu sein. Und dann kommen halt noch die ganzen Fragen nach "(wie) geht das überhaupt" auf - sexuell, aber auch insgesamt. Die meisten Menschen haben null Alltagserfahrung mit einem Rollstuhl. Was kann man da gemeinsam unternehmen (plötzlich muss man überlegen, ob denn dieses oder jenes Restaurant auch rollstuhlgerecht ist, oder sogar die eigene Wohnung - meine ist es nicht), wie teilt man sich in einer Beziehung die Aufgaben (können Rollstuhlfahrer_innen denn das Bad putzen? auf Kinder aufpassen, die sich vielleicht mal selbstständig machen und dann außer Reichweite laufen/klettern? einkaufen, wenn man was aus einem oberen Regal braucht?), welche neuen Aufgaben kommen evtl. dazu (je nach Behinderung vielleicht Hilfe bei der Körperpflege o.Ä.?). Man muss das ganze Beziehungsbild mal überdenken, sich vielleicht von manchen Vorstellungen verabschieden (wenn man sich bspw. eine_n Partner_in gewünscht hat, der/die mit einem klettern geht oder so). Und viele Fragen kann man wahrscheinlich gar nicht beantworten, weil das dazu nötige Wissen rund um die spezifische Behinderung fehlt, medizinisch und im Alltag. Ist ja auch ein Unterschied, ob jemand nach einem Unfall gelähmte Beine hat, eine degenerative Krankheit, die weiter fortschreitet (was auch eine eigene Herausforderung für eine Langzeitbeziehung mit Kindern bringt), Gleichgewichtsstörungen... und darüber nachzudenken ist dann auch nicht wirklich romantisch oder angenehm, aus diversen Gründen. ^^' Hab einige Erfahrungen in der Arbeit mit Behinderten gesammelt, allerdings eher geistige oder Mehrfachbehinderungen, das ist in Bezug auf eine Beziehung nicht grad relevant. Würd's zumindest in Erwägung ziehen, aber ich hab die ganzen genannten Fragen auch noch nicht wirklich durchdacht und weiß da auch viel nicht. Hoff da war jetzt nichts grob Unsensibles dabei. Ist an sich doch ein heikles Thema.
Ich war in meiner Kindheit / Jugend hier in der Stadt bei der Offenen Behinderten Arbeit sehr aktiv. Sprich wir haben jeden Samstag ein Treffen gehabt mit gehandicapten (mag das Wort behindert irgendwie nicht) und nicht gehandicapten Kindern gehabt. Es waren welche im Rollstuhl dabei, Kinder mit Down Syndrom und auch einige mit massiven körperlichen und geistigen Einschränkungen. Wir haben zusammen gespielt, gesungen usw.. 1 mal im Jahr waren wir alle zusammen für mindestens 1 Woche zusammen auf ner Freizeit. Ich war dann immer mit einem Mädchen zusammen im Zimmer, die im Rollstuhl saß. Sie hatte nen Blasenkatheter und nen künstlichen Darmausgang. Und ich hab ihr dann immer die Beutel gewechselt. Von daher ist meine Hemmschwelle sehr sehr gering was den Kontakt und Berührung mit gehandicapten Leuten betrifft. Allerdings muss ich zugeben, mir noch nie Gedanken über eine Beziehung mit einer nicht ganz gesunden Person gemacht zu haben.
Ich will mich NICHT lustig machen, aber geht das denn so ohne weiteres mit Sex? Also alles außer Penetration klar, aber kann man da eine Erektion haben? Sonst muss ich sagen, wäre das bei einer Frau kein Problem, wenn sie im Rollstuhl wäre.
Ich habe schon im kindergarten erfahrungen gesammelt mit down syndrom Kindern bzw waren sie integriert in die Gruppe und somit habe ich keinerlei berührungsängste oder der gleichen. Es kommt auf die Art und den grad der Lähmung an. Bei manchen ist dieser bereich normal aktiv bei anderen leider von der lähmung betroffen.
Und manche Rollifahrer_innen sind gar nicht gelähmt, sondern bspw. beinamputiert, oder sie haben Gleichgewichtsstörungen, oder Gelenkprobleme (mit Knien, Hüften, Füßen...) die längere/häufigere Belastungen sehr anstrengend oder schmerzhaft machen, oder Muskelerkrankungen, die die Empfindlichkeit überhaupt nicht beeinträchtigen, oder oder oder... Wollt ich vor allem deshalb gesagt haben, weil Rollifahrer_innen die ihre Beine bewegen und vielleicht auch noch kurz stehen oder ein paar Schritte gehen können manchmal mit Unverständnis und bösen Blicken zu kämpfen haben, wenn sie das in der Öffentlichkeit mal tun.
Hallo Leute, danke für die zahlreichen Beiträge. Ich habe selber festgestellt das die Menschen sich nicht trauen mich anzusprechen, übernehme ich den ersten schritt Man spürt regelrecht die Entspannung. Hatte schon mehre Beziehungen klar muss man sich einststellen, das muss man in jeder Partnerschaft. Habe ein Gutes Sexual leben. Ich habe keine Lähmung, Spüre meinen Körper von Kopf bis Fuß. Ich sage mir immer wär mich liebt nimmt mich so wie ich bin.
Ich würde eine Partnerschaft mit einer behinderten Person versuchen. Man kann dafür nichts, das man im Rolli festgenagelt ist oder geistig, etc "bestraft" wurden ist. Ich habe gegenüber behinderte Menschen keine Vorurteile, ich komme mit ihnen gut klar und es liegt auch damit daran, das ich im sozialen arbeite.
Hm, aber eine Beziehung mit einer geistig behinderten Person? Das könnt ich mir wiederum nicht vorstellen, das würd sich nicht anfühlen wie eine richtige Partnerschaft. Auch wenn die Metapher von "ewig Kind geblieben" und dergleichen nicht stimmen, da ist man doch auf verschiedenen Ebenen...
Auch geistige Behinderungen haben ja eine große Bandbreite. Denke an ein leichtes Asperger-Syndrom. Die Partnerschaft wird nicht ganz einfach sein, aber ich würde das nicht als verschiedene Ebenen bezeichnen.
Ich muss ehrlich sagen das ich mir eine Partnerschaft mit jemanden der an seinen Rollstuhl gebunden ist und zB ab kopf abwärts nichts mehr spürt nur schwer vorstellen kann. Anders wäre die Situation wenn ein Partner vorher gesund war und dann erkrankt oder einen unfall hat da würde ich die beziehung nicht beenden. In meinem Freundeskreis habe ich jemanden mit einer spastischen Lähmung in den Beinen und das war ungewohnt im ersten moment ist aber recht schnell "normal" geworden und es ist eine Einschränkung in der Bewegung die einem zwar grenzen Zeigt für die man aber alternativen finden kann.
Das stimmt. Ich selber vergesse öfters mal meine Behinderung, weil mich mein Freundeskreis so nimmt wie ich bin. Wenn ich neue Leute kennenlerne das Eisgebrochen ist und Sie sagen du bist genauso drauf wie ein Gesunder Mensch das ist Größte Kompliment für mich.
Ich kenne einige die eine Behinderung haben, die sie von Kinderzeit an haben oder im nachhinein dazu gekommen ist. Entweder sind sie depressiv drauf, sind wahre Kämpfer das sie am Alltag teilnehmen möchten und es immer wieder versuchen. Ziehe ich meinen Hut vor denjenigen, denn der Alltag zu gestalten oder zu meistern. Kann ich mir schwer vorstellen wie es alles funktionieren sollte
Danke für das Kompliment. Bin kein Typ der den Kopf in den Sand steckt, natürlich gibt es höhen und Tiefen, man muss immer nach vorn schauen. Sehe meinen Alltag nicht als was besonders an.
Ich arbeite hin und wieder als Freizeitassistentin für körperlich behinderte Menschen und es macht wirklich Spaß. Wir sind auch eher auf einer freundschaftlichen Ebene und sehe ihn*sie nicht als andere Menschen an. Bei einer Beziehung kann ich es im Vorhinein nicht sagen. Ausschließen würde ich es nicht, aber es muss wie auch bei anderen Personen an sich passen unabhängig von der Behinderung.
Ah, okay, sowas zähl ich eigentlich gar nicht als geistige Behinderung. ^^ Ist irgendwie zu normal in meinem Bekanntenkreis und in seinen Auswirkungen auch nicht so viel anders als psychische Krankheiten.
Ich habe auch einen Freizeit Assistenten daraus ist eine gute Freundschaft entstanden. Wie du schon gesagt hast, es ergibt sich von alleine ob eine Partnerschaft draus entsteht wenn es ist egal ob man im Rolli sitzt oder nicht.
Was ich nicht schön finde, dass viele Menschen Körperlich und eine Geistige Behinderung über einen Kamm scheren.
Ursprünglich hast du hier ja generell nach Menschen mit Behinderung/behinderten Menschen gefragt, da gibt's halt auch allgemeine Antworten. (Und manche Themen/Fragen treffen auf beide Gruppen zu, was bspw. Hilfestellungen im Alltag angeht.) Aber ja, dass körperlich behinderte Menschen nicht automatisch auch geistig behindert sind und umgekehrt sollte hoffentlich klar sein.
Ich verstehe auch was du meinst. Für viele ist das leider nicht klar, das Körperbehinderte nicht gleich Geistig behindert sind.